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Trauer und Alkohol: Die unsichtbare Gefahr für verwaiste Großeltern

  • Autorenbild: Janina Krüger
    Janina Krüger
  • 13. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 13 Stunden


Der Verlust eines Enkelkindes ist ein tiefer Einschnitt im Leben von Großeltern. Während jeder Mensch unterschiedlich mit Trauer umgeht, greifen einige bewusst oder unbewusst zu Alkohol, um den Schmerz zu betäuben. Besonders für ältere Männer, die oft nicht gelernt haben, offen über ihre Gefühle zu sprechen, kann Alkohol eine scheinbar einfache Lösung sein. Doch statt Linderung kann er zu einer gefährlichen Spirale aus Verdrängung und Abhängigkeit führen.


Warum greifen trauernde Menschen zu Alkohol?

Trauer ist ein intensiver emotionaler Zustand, der das gesamte Leben beeinflusst. Alkohol kann für manche eine Fluchtmöglichkeit darstellen:

  • Betäubung des Schmerzes: Alkohol unterdrückt vorübergehend die überwältigenden Emotionen.

  • Flucht vor der Realität: Statt sich mit der Trauer auseinanderzusetzen, suchen Betroffene eine Möglichkeit, ihr zu entkommen.

  • Soziale Normen und Gewohnheiten: Besonders ältere Generationen sind oft daran gewöhnt, Gefühle mit Alkohol zu überspielen.

  • Schwierigkeiten im Gespräch: Viele Männer empfinden es als unmännlich, ihre Gefühle offen auszudrücken, und greifen stattdessen zur Flasche.

  • Fehlender sozialer Austausch: Alkohol kann zum scheinbaren „Ersatz“ für echte zwischenmenschliche Unterstützung werden.



Zahlen und Statistiken: Alkoholmissbrauch in der Trauer

Studien zeigen, dass Trauernde besonders gefährdet sind, riskante Verhaltensweisen zu entwickeln:


  • Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen an der Universität Hamburg haben bis zu 40 % der trauernden Menschen ein erhöhtes Risiko für Alkoholmissbrauch.

  • Besonders Männer über 60 neigen dazu, in Phasen der Trauer verstärkt zu trinken, da sie seltener emotionale Unterstützung suchen.

  • 30 % der Menschen mit einer langanhaltenden, unbehandelten Trauer entwickeln Suchttendenzen, darunter Alkohol-, Medikamenten- oder Spielsucht.

  • Studien zeigen, dass 70 % der Männer, die exzessiv trinken, emotionale Belastungen als Hauptgrund angeben, darunter Verluste und Trauer.


    Quellen: Quelle: Atzendorf, J. et al. (2019): Gebrauch von Alkohol, Tabak, illegalen Drogen und Medikamenten. Schätzungen zu Konsum und substanzbezogenen Störungen in Deutschland. Deutsches Ärzteblatt, 116(35-36), 577-584. https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/die-sucht-nach-der-trauer/?utm_source

Anzeichen für einen problematischen Alkoholkonsum


Ein gelegentliches Glas Alkohol ist für viele Menschen normal. Doch in der Trauer kann der Konsum schleichend überhandnehmen. Anzeichen für problematischen Konsum sind:

  • Regelmäßiger oder steigender Alkoholkonsum zur Stressbewältigung.

  • Trinken, um Gefühle zu unterdrücken oder „durchzuhalten“.

  • Veränderungen im Verhalten, sozialer Rückzug oder Reizbarkeit.

  • Das Gefühl, ohne Alkohol nicht abschalten oder schlafen zu können.

  • Verharmlosung oder Geheimhaltung des eigenen Konsums.



Weitere Suchtrisiken in der Trauer


Neben Alkohol gibt es auch andere Süchte, die als Verdrängungsmechanismus dienen können:


  • Medikamentenmissbrauch: Beruhigungs- und Schlafmittel werden oft eingenommen, um die emotionale Belastung zu dämpfen.

  • Spielsucht: Glücksspiel wird als Ablenkung genutzt, um sich nicht mit der Trauer auseinandersetzen zu müssen.

  • Exzessives Arbeiten (Workaholism): Manche Menschen flüchten in übermäßige Arbeit, um sich nicht mit der eigenen Trauer zu beschäftigen.

  • Essstörungen: Manche Betroffene verlieren den Appetit oder kompensieren ihren Schmerz mit übermäßigem Essen


Alternativen zu Alkohol in der Trauer


Anstatt sich durch Alkohol abzulenken oder zu betäuben, gibt es gesündere Wege, die Trauer zu bewältigen:

  1. Bewusstes Zulassen der Trauer: Gefühle zu unterdrücken verlängert den Trauerprozess. Sich Zeit zu nehmen, um zu weinen oder Erinnerungen zuzulassen, hilft langfristig.

  2. Gespräche mit vertrauten Personen: Auch wenn es schwerfällt – das Gespräch mit einem engen Freund, einem Therapeuten oder einer Selbsthilfegruppe kann entlasten.

  3. Körperliche Bewegung: Spaziergänge, Sport oder Gartenarbeit helfen, Stress abzubauen und emotionale Spannungen zu lösen.

  4. Schreiben oder kreative Tätigkeiten: Tagebuch führen oder künstlerische Ausdrucksformen können eine gesunde Möglichkeit sein, den Schmerz zu verarbeiten.

  5. Rituale der Erinnerung schaffen: Eine Kerze anzünden, ein Fotoalbum gestalten oder ein jährlicher Gedenktag können helfen, die Verbindung zum Enkelkind aufrechtzuerhalten.

  6. Achtsamkeitsübungen und Meditation: Studien belegen, dass regelmäßige Meditation helfen kann, Trauer besser zu verarbeiten und den inneren Frieden zu fördern.



Wenn ein Partner trauert und Alkohol trinkt


Besonders in Partnerschaften kann es zu Spannungen kommen, wenn einer von beiden zur Flasche greift, während der andere versucht, auf andere Weise mit der Trauer umzugehen. Wie kann man als Partner oder Familienmitglied helfen?

  • Gespräche mit Verständnis statt Vorwürfen führen: Offene Gespräche ohne Schuldzuweisungen sind der Schlüssel. Fragen wie „Was hilft dir wirklich in deiner Trauer?“ statt „Du trinkst zu viel!“ sind zielführender.

  • Gemeinsame Aktivitäten fördern: Spaziergänge, kleine Ausflüge oder gemeinsames Gärtnern können alternative Bewältigungsstrategien bieten.

  • Grenzen setzen: Wenn der Alkoholkonsum des Partners zur Belastung wird, ist es wichtig, eigene Grenzen zu ziehen und Unterstützung zu suchen.

  • Professionelle Hilfe in Betracht ziehen: Wenn der Alkoholkonsum außer Kontrolle gerät, ist es wichtig, gemeinsam über professionelle Unterstützung nachzudenken.


Fazit

Alkohol kann kurzfristig den Schmerz der Trauer lindern, doch langfristig verstärkt er ihn. Gerade für verwaiste Großeltern ist es wichtig, gesunde Wege zu finden, um mit ihrem Verlust umzugehen. Die bewusste Auseinandersetzung mit der Trauer, alternative Bewältigungsstrategien und eine offene Kommunikation mit dem Partner oder der Familie sind entscheidend, um nicht in eine schädliche Spirale zu geraten. Es gibt immer einen Weg, mit der Trauer zu leben – ohne sich selbst zu betäuben.


 
 
 

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